Wenn der Renteneintritt zur Belastung wird

Der Ruhestand gilt als neuer Lebensabschnitt mit mehr Zeit für Familie, Hobbys und Erholung. Doch nicht für alle verläuft dieser Übergang reibungslos. Der Verlust von Tagesstruktur, sozialen Kontakten und beruflicher Anerkennung kann seelisch belasten – manchmal so stark, dass eine Krise entsteht.

„Wir sehen immer wieder, dass Menschen nach dem Abschied vom Berufsleben mit Rückzug, Schlafstörungen oder ungeklärten körperlichen Beschwerden reagieren“, sagt Heike Helbig, pflegerische Stationsleitung im Alexius/Josef Krankenhaus. Besonders gefährdet seien Menschen, die sich stark über ihren Beruf definiert haben. „Wenn diese Rolle wegfällt, entsteht schnell das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden.“

Warum soziale Kontakte im Ruhestand so wichtig sind

Ein stabiles soziales Netz gilt als einer der wichtigsten Schutzfaktoren im Alter. Freundschaften, Nachbarschaftskontakte oder Gruppenaktivitäten helfen, verbunden zu bleiben, geistig beweglich zu bleiben und das Selbstwertgefühl zu stärken. Viele erleben auch ehrenamtliches Engagement als wertvolle Möglichkeit, weiterhin Teil einer Gemeinschaft zu sein.

Hilfreich ist außerdem, sich frühzeitig mit dem bevorstehenden Ruhestand zu beschäftigen: Welche Struktur wird mir fehlen? Wo finde ich Sinn und Anerkennung außerhalb der Arbeit? „Der Blick sollte darauf liegen, was weiterhin möglich ist – nicht auf dem Verlust“, so Helbig.

Wer trotz eigener Bemühungen nicht aus dem Tief herausfindet, kann professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen – etwa auf der gerontopsychiatrischen Station Josepha des Alexius/Josef Krankenhauses. Dort begleitet ein erfahrenes Team Menschen ab 60 in seelischen Krisen mit therapeutischen Gesprächen, Psychoedukation, kreativen Angeboten und Gruppen, in denen über Veränderungen und Abschiede gesprochen wird. Ziel ist es, neue Stabilität zu finden und Mut für den nächsten Schritt zu entwickeln.

„Ruhestand bedeutet nicht Stillstand“, sagt Helbig. „Wer aktiv bleibt und sich bei Bedarf Hilfe holt, kann diese Lebensphase bewusst und erfüllend gestalten.“