Ein besonderes Unterstützungsangebot 

Sie wissen, wie es sich anfühlt, eine psychiatrische Krise zu durchleben – nicht theoretisch, sondern aus eigener Erfahrung. Heute setzen Genesungsbegleiter dieses Wissen professionell ein. Im Alexius/Josef Krankenhaus der St. Augustinus Gruppe ist ihre Rolle seit 10 Jahren fest etabliert: Zehn festangestellte Kolleginnen und Kollegen unterstützen Betroffene im Alltag, geben Orientierung und schaffen Vertrauen.

„Genesungsbegleiter sind Brückenbauer – zum Patienten und ins Team“, sagt Thomas Ploetz, Stabstelle der Pflegedirektion. Auch Pflegedirektorin Heidrun Lundie betont die besondere Wirkung des Ansatzes: Das Erfahrungswissen öffne neue Perspektiven und ergänze die pflegerischen Angebote auf wertvolle Weise.

Wenn persönliche Krisenerfahrungen anderen Halt geben

Einer von ihnen ist Ralf Hemsen. Er lebt mit chronischen Schmerzen, hat eine Sucht überwunden und war selbst Patient. Heute begleitet er Menschen bei Gesprächen, Spaziergängen oder ruhigen Momenten zwischendurch. „Ich weiß, wie sich Suchtdruck oder tiefe Hoffnungslosigkeit anfühlen. Ich habe es selbst erlebt“, sagt er.

Die Qualifikation erfolgt über das EX-IN-Konzept („Experienced Involvement“). Der Kurs umfasst zwölf Module aus Theorie, Praxis und Selbsterfahrung und schließt mit einem Zertifikat ab. Voraussetzung ist stets, die eigene Krise reflektiert durchlebt zu haben.

Hemsen wünscht sich, dass der Beruf bekannter wird – und mehr Anerkennung erhält. Denn für viele Betroffene ist die Begegnung auf Augenhöhe ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Stabilität und Zuversicht.