Zum Welttag der seelischen Gesundheit: Alexius/Josef Krankenhaus zeigt Burn-out Theaterstück

Abteilungsleiterin Monika Brauer steht in ihrem Büro auf einem roten Stuhl und schafft es nicht mehr herunter. Von einem Stuhl heruntersteigen, das könne jedes Kind, sagt sie sich, um dann zur Erkenntnis zu kommen: Irgend etwas stimmt nicht mit mir, irgend etwas ist kaputt.

Theater zum Thema Burn-out

Die Szene entstammt dem Theaterstück „Totalausfall“, das sich mit dem Thema Burn-out befasst. Aufgeführt wurde es zum Welttag der seelischen Gesundheit im Alexius/Josef Krankenhaus vor rund 100 Besuchern. Bundesweit nehmen psychiatrische Einrichtungen und Kliniken den Welttag zum Anlass, die Türen zu öffnen und zu kulturellen oder informativen Veranstaltungen einzuladen. Wie bereits im vergangenen Jahr, hat sich auch diesmal wieder das Neusser Zentrum für seelische Gesundheit beteiligt. Nach einleitenden Worten von Dr. Martin Köhne, Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor, stellten Thomas Grünschläger von der Initiative für gesundes Leistungsklima und Barbara Shahbaz, Koordinatorin der Selbsthilfegruppen in Neuss, ihre Arbeit vor.

Dann wurde es dunkel im Saal für das Zwei-Personen-Stück von Holger Metzner, das der Regisseur Jürgen Sihler vom Werkraum Karlsruhe inszeniert hat. Ute Merz spielte darin Monika Brauer, Chefin von 20 Mitarbeitern und Mutter von zwei Kindern, die zusehends an ihren vielen Anforderungen und To-Dos aus Job und Familie zerbricht. Schauspieler Johannes Hauser schlüpfte während der rund 60 Minuten in verschiedene Rollen. Mal gab er den fordernden Vater, dem nichts gut genug ist, mal den Konzernchef, der Druck macht. Mit langem Applaus wurden die beiden Darsteller vom Publikum für ihre eindringliche Vorstellung belohnt. Im Anschluss diskutierten dann Dr. Martin Köhne, Thomas Grünschläger und Jürgen Sihler zum Thema. Wieso brennen manche aus und wir nicht? Dieser Frage ging Regisseur Sihler gemeinsam mit dem Autor bei der Recherche zum Stück nach. In der Diskussionsrunde erzählte er von den Begegnungen mit Burn-out-Betroffenen und deren Schilderungen. Einige davon wurden abgewandelt im Stück verarbeitet. Thomas Grünschläger verwies auf die Wichtigkeit tragender sozialer Beziehungen, die helfen können, erst gar nicht in ein Burn-out zu geraten. Dr. Martin Köhne sah das Stück als Prävention, das klar macht, wie schnell sich eine Spirale des Ausgebrannt-Seins entwickeln kann. „Wann steige ich aus, wann ist der richtige Zeitpunkt dafür?“, fragte er sich und schloss: „Manchmal gibt es Lebensverdichtungen, denen man ausgeliefert ist. Doch es gibt immer die Möglichkeit, aus dem ganzen Wahnsinn auszusteigen. Das ist mitunter ein langer Prozess, aber es lohnt sich, Profis mit ins Boot zu holen und sich Hilfe zu suchen.“