(20.12.2024) Die Weihnachtszeit gilt als Zeit der Ruhe und Besinnung, doch viele empfinden sie als stressig und belastend. Dr. Julia von Schreitter, Oberärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Alexius/Josef Krankenhaus, erklärt: „Eigentlich wünschen wir uns an Weihnachten Ruhe und Zeit mit den Liebsten. Doch der Alltagsstress bleibt bestehen, und zusätzlich kommen hohe Erwartungen an ein ‚perfektes Fest‘ hinzu.“

Diese Erwartungen, so Dr. von Schreitter, führen häufig zu einem enormen Druck: „Oft tragen wir idealisierte Bilder von Weihnachten in uns – geprägt durch Traditionen, Erinnerungen oder gesellschaftliche Vorstellungen. Doch Perfektion ist nicht nötig, um ein schönes Fest zu erleben.“ Die Expertin empfiehlt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und bewusst Ansprüche zu hinterfragen.

 

Oberärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Alexius/Josef Krankenhaus, rät zu mehr Gelassenheit und Selbstfürsorge – nicht nur in der Weihnachtszeit

Warnsignale des Körpers ernst nehmen

„Stress macht sich auf vielfältige Weise bemerkbar“, erläutert Dr. von Schreitter. Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme oder Gereiztheit können typische Anzeichen sein. „Auch das Immunsystem leidet unter anhaltendem Druck, was die Anfälligkeit für Infekte erhöht.“ Um dem entgegenzuwirken, rät sie, regelmäßige Pausen einzuplanen: „Schon wenige Minuten Entspannung, etwa bei einem Spaziergang, können das Nervensystem beruhigen. Alternativ kann auch die Vorstellungskraft helfen: Sich gedanklich an einen ruhigen Ort wie einen Wald oder einen Strand zu versetzen, hat fast denselben Effekt.“

 

Tannenbaum mit ganz vielen Geschenken
warme Wintersocken an einem entspannten Weihnachtstag

Traditionen neu denken

Gerade berufstätige Eltern stehen vor besonderen Herausforderungen. „Viele jonglieren zwischen Job, Kinderbetreuung und Weihnachtsvorbereitungen“, weiß Dr. von Schreitter. Sie rät, den Perfektionsanspruch zu hinterfragen: „Ist ein aufwändiges Fünf-Gänge-Menü wirklich nötig, oder ist es wichtiger, eine entspannte Zeit miteinander zu verbringen?“ Aufgaben zu delegieren, etwa das Festessen gemeinsam vorzubereiten oder Beiträge von Gästen einzufordern, entlastet und schafft gleichzeitig gemeinsame Erlebnisse.

„Viele haben Angst, Traditionen zu brechen und damit andere zu enttäuschen“, sagt Dr. von Schreitter. Doch oft sei genau das der Schlüssel zu einer stressfreien Weihnachtszeit. „Offene Kommunikation kann helfen, neue Wege zu finden, die für alle passen. Gerade Weihnachten bietet die Chance, eingefahrene Muster zu hinterfragen und Neues auszuprobieren.“ Dr. von Schreitter hat für ihre eigene Familie einen neuen Ansatz gewählt: „Wir feiern dieses Jahr nur zu viert und verreisen. So schaffen wir Raum für das, was uns wirklich wichtig ist: Ruhe und Zeit füreinander.“